Das Wankdorf ist ein zentral gelegener Teil Berns, das nördliche Einfallstor in Richtung Altstadt. Hier soll auf einem langgestreckten Gelände zwischen der Bahnstrecke und dem Stadion, wo heute Lagerhallen und Gewerbe das Bild prägen, eine gemischte und lebendige Quartierstadt mit Schwerpunkt Wohnen entstehen. Die Vision: Ein ökologisches, vielfältiges, sozial verträgliches und wirtschaftlich tragfähiges Stadtquartier mit etwa 170‘000 m² Geschossfläche auf 50‘000 m² Bodenfläche. Angesichts eines solchen Wettbewerbs der Themen ist das eine äusserst komplexe Aufgabe, zumal in diesem Fall vielerlei Interessen zu berücksichtigen sind: Sechs Baurechtsnehmende, dazu die Burgergemeinde Bern als Eigentümerin, die Stadt Bern als Planungsbehörde, die SBB als Nachbarin, die Denkmalpflege und die Bevölkerung, deren Partizipation ausdrücklich erwünscht ist.
Gefragt war deshalb kein fertiges Rezept, sondern zunächst eine städtebauliche Studie, die als Leitbild für alle folgenden Schritte dient. Im Sommer 2022 gewannen zwei interdisziplinäre Teams ex aequo den ersten Rang für den Studienauftrag: GWJ Architektur und die ARGE jungheim Architekten / Samuel Métraux Architektur. Unter deren Federführung hatten die Teams aus den Bereichen Städtebau, Freiraum, Architektur, Sozialraum und Mobilität nun die Aufgabe, das Beste aus beiden Konzepten miteinander zu verschmelzen.
Die Kunst bestand darin, einerseits klare Ziele und Vorgaben zu definieren, um die Umsetzung der Vision sicherzustellen, andererseits aber genügend Freiheiten im Detail zu lassen. Ob Mobilitäts- oder Energiekonzept, das Einbinden von Bestand, die Verwendung von Baustoffen, die Wegeführung und die Nutzungen, für alles gilt: So viele konkrete Regeln wie nötig und so viele Freiheiten wie möglich.
Das 800 Meter lange Band ist in drei Baufelder gegliedert: Während der westliche Teil vom Gemeinschaftlichen und Sozialen wie z. B. dem genossenschaftlichen Wohnen geprägt ist, wächst der östliche Teil weiter in die Höhe und ist in den Sockelgeschossen vorwiegend dem Gewerbe, Dienstleistungen oder der Gastronomie gewidmet. In der Mitte bildet der Quartierplatz mit weiteren öffentlichen Nutzungen das Scharnier und ergänzt die Wohnbauten. Durchzogen wird das ganze Quartier von unterschiedlichen Gassen als Querverbindungen und Zugangspunkte aus der Nachbarschaft.